THEMENSEITE I WER IST ICH ? Diese Frage stellen wir uns im Allgemeinen nicht. Gleichwohl ist jeder von uns mit seinem eigenen ICH identisch. Viele Menschen glauben weiterhin an eine mystische Seele als Ursprung allen Wahrnehmens, Empfindens und Erlebens. Wissenschaftliche Rationalisten dementieren dies. Solange unser ICH stabil funktioniert ist alles OK und wir können tiefgründige Fragen getrost übergehen. Es gibt aber auch Menschen, deren ICH- Empfindung und Selbst- Erleben irgendwie verändert ist und die sehr unter diesen Zuständen leiden. Einer Laune des Zufalls verdanke ich die persönliche Bekanntschaft mit einem Menschen, der über viele Jahre hinweg an Schizophrenie erkrankt war. Er faszinierte mich mit seinen unerhörten Berichten aus einer "anderen Welt" und inspirierte mich zu dieser Homepage über bewusstseinstheoretische Fragestellungen. Es ist die Angelegenheit der Wissenschaft die natürlichen Mechanismen des menschlichen Bewusstseins nachhaltig zu entschlüsseln. Irgendwann wird man eine (weitgehend überprüfbare) naturwissenschaftliche Theorie des Bewusstseins formulieren können, sei es in 15, in 50 oder erst in 500 Jahren! Irgendwann wird man die Bedingungen kennen, unter denen subjektives Erleben eintritt, ein kognitives System auf seine eigene Existenz aufmerksam wird und den mystischen Akt der Selbst-Identifikation vollbringt. Wahrscheinlich existieren sogar eine ganze Reihe an denkbaren Architekturen, unter denen Bewusstsein entstehen und funktionieren kann (eine Kamera funktioniert auch anders als eine Auge, erbringt aber dieselbe Funktion). Als interessierter Laie unternehme ich den vielleicht zweifelhaften Versuch, aus einem schwachen Verständnis der Dinge heraus eine individuelle materialistische Hypothese über den Geist zu formulieren. Das haben bereits Viele getan und es werden sich noch Viele über diese Angelegenheit äußern, ehe die Wissenschaft eines Tages wahrscheinlich eine adäquate und überprüfbare Erklärung vorlegen kann. Aber auch nicht authentische Erklärungen können von Nutzen sein! Denken wir zum Beispiel an das Ptolemäische Weltbild: Es stellte seinerzeit die Erde in den Mittelpunkt des Universums und ließ Sonne, Mond, Planeten und die Sterne um sie kreisen. Das war falsch! Dennoch war selbst dieses falsche Weltbild dazu geeignet, das Verhalten der Planeten grundsätzlich korrekt vorherzusagen! Falsche und unvollständige Erklärungen sind oftmals die Voraussetzung für spätere bessere und vollständigere Erklärungen und somit allemal besser als keine Erklärung! Der Begriff der Beschreibung ist im vorliegenden Fall ohnehin jenem der Erklärung vorzuziehen, da eine Beschreibung Dinge in Bezug zueinander setzen kann, ohne deren eigentliche Natur erklären zu müssen. Ausgangspunkt meiner Überlegungen sind die psychotischen Symptome, die mein mittlerweile guter Bekannter durchleiden musste. Martin Kitzinger, DEZEMBER 2010
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